Die Saarland Medien GmbH lädt am Freitag (27.01.2023) im Rahmen des Filmfestivals Max Ophüls Preis 2023 zu einem Branchenempfang im Saarrondo in Saarbrücken. Foto: BeckerBredel

Saarländische Filmförderung stellt die Projekte der Förderperiode 2022 vor

31.01.2023

Nach über zwei Jahren Zwangspause lud die Saarland Medien GmbH zum ersten Mal seit 2020 wieder zu ihrem traditionellen Empfang im Rahmen des Filmfestival Max Ophüls Preis ein. Dabei stand u.a. die Vorstellung der im letzten Jahr mit einer Förderung bedachten Filmprojekte sowie die Vergabe des Game Award Saar (siehe PM 03/2023) im inhaltlichen Mittelpunkt der Veranstaltung.

Im Jahr 2022 hatten sich 28 Antragsstellende mit ihren Ideen und Projekten auf eine Filmförderung beworben, 10 von ihnen wurden von einem unabhängigen Förderausschuss ausgewählt. Insgesamt konnten 65.000 Euro an Filmschaffende zur Umsetzung ihrer Projekte im Saarland vergeben werden. Dabei reicht die Bandbreite der Filme von Dokumentationen über fiktionale Spielfilme; inhaltlich gehen die Filme vor allem großen Themen und Fragestellungen zur menschlichen Natur nach.

So beschäftigen sich etwa „MUTANTiN“ und „Was ist das Leben?“ mit dem Einfluss von Krankheiten und schweren Diagnosen auf den Wert, den das Leben für uns hat, sowie mit unserem Selbstbild. Projekte wie „Zuhause Fremd“, „Das Meer ist der Himmel“ und auch „Waldeinsamkeit“ widmen sich den Themenfeldern Familie, Liebe und Gemeinschaft und behandeln dabei die großen Fragestellungen des Alltags. „Herrgottscheisserchen“ betrachtet vor allem die außerfamiliäre Gemeinschaft und wendet seinen Blick auf das Dorfleben: Was passiert mit kleinen Orten, die von Landflucht betroffen sind, und ihren Einwohnern? Und welchen Einfluss haben diese Rahmenbedingungen auf jemanden, der aus der Großstadt neu dazu kommt?

Neben den fiktionalen Projekten wurden 2022 auch zwei Dokumentarfilme gefördert: „Des Kaisers neue Krone“, der im Jahr 2021 bereits eine Stoffentwicklungsförderung erhielt, konnte durch eine erneute Förderung auf die nächste Produktionsstufe gehoben werden. Das Projekt setzt sich mit Verschwörungstheorien, insbesondere im Kontext der Corona-Pandemie auseinander.  Darüber hinaus unterstützt die Saarland Medien GmbH auch das Künstlerportrait „Oscar Holweck – Papier ist gerissen“ über einen der bedeutendsten saarländischen Künstler. Sein Medium war das Papier, dem er immer wieder neue Formen abgewann und dadurch ein Spiel aus Licht und Schatten inszenierte. Der Staatssekretär und Bevollmächtigte des Saarlandes beim Bund, Thorsten Bischoff, verwies darüber hinaus auch auf die Bedeutung von Filmschaffenden für Zivilgesellschaft und Kreativwirtschaft: „Wir sind froh, dass wir mit der saarländischen Filmförderung Saarländerinnen und Saarländern die Möglichkeit geben können, sich aktiv im audiovisuellen Raum auszudrücken. Dadurch ermöglichen wir kreatives Schaffen und Wertschöpfung im Saarland, und darüber hinaus.“

Die Geschäftsführerin Ruth Meyer verwies auf den inhaltlichen Schwerpunkt der Filme: „Die geförderten Projekte aus dem Jahr 2022 stellen alle die Fragilität des Menschen in den Fokus. Betrachtungen von Kultur und menschlicher Natur, die unseren Platz und unser Wirken in der Welt einordnen. Allen Filmschaffenden wünsche ich viel Erfolg bei der Umsetzung ihrer Ideen“.

 

Anlage:

Geförderte Filmprojekte

Rubén Camilo Berstecher: Die Kundin (1.500 Euro)

Förderung für den Kinostart des Films „Die Kundin“ in Deutschland. Ziel des Projekts ist es, den Vertrieb des Films in Eigenregie zu steuern und eine Marketingkampagne zu erstellen, um den Film bundesweit in die Kinos zu bringen. Die Kampagne basiert auf einer Website, die es Kinos in ganz Deutschland ermöglicht, die Geschichte des Films „Die Kundin“ kennenzulernen, mit uns in Kontakt zu treten und mit wenigen Klicks den Film im DCP-Format zur Vorführung herunterzuladen.

 

Katrin Larissa Kasper: Zuhause Fremd (1.500 Euro)

Rudi wuchs in einem verschlafenen Dorf im Saarland auf. Ihr Elternhaus, das „Gasthaus Hirsch“, hat die einzige Kneipe im Ort und wurde früher von ihrem verstorbenen Vater geführt. Nun ist Rudi Anfang 30 und lebt im Ausland. Die Kneipe verpachtet sie schon seit Jahren an den damals besten Freund ihres Vaters. Eigentlich steht die Vertragsverlängerung bald ins Haus, doch Rudi hat andere Pläne: Sie möchte Wohnungen bauen lassen und die Kneipe schließen. Dafür fliegt sie zum ersten Mal seit langer Zeit zurück in die alte Heimat. Ein paar Tage dort sollten reichen, um die ersten Schritte in die Wege zu leiten. Doch sie macht die Rechnung ohne alte Bekannte.

 

Paulina Lorenz: Hälfte des Lebens (5.000 Euro)

HÄLFTE DES LEBENS ist ein in den 90er Jahren angesiedeltes Drama, das sich u.a. mit sexualisierter Gewalt im Universitätskontext und mit dem Lieben und Leben eines frisch verheirateten, bisexuellen Paares auseinandersetzt. Seinen Möglichkeiten und Abgründen. Die Hauptfigur, eine Koryphäe des Feminismus, verwickelt sich in einen metoo-Fall avant la lettre. Auf der Hälfte des Lebens zwischen den Generationen balancierend, droht sie alles zu verlieren.

 

Sonja Ortiz: MUTANTiN (5.000 Euro)

Die Berliner Schauspielerin Amor Schumacher entscheidet sich für eine beidseitige Brustamputation und Entfernung der Eierstöcke, nachdem bei ihr die Genmutation BRCA2 festgestellt wird. Der Dokumentarfilm begleitet sie auf dem Weg von der Diagnose bis zur Operation in der männlich dominierten Umgebung der gynäkologischen Medizin. MUTANTiN ist ein emotionales Porträt, das zeigt mit welchen Zweifeln, Hoffnungen und drastischen Entscheidungen die Diagnose einhergeht und wie die Protagonistin es schafft trotzdem selbstbestimmt ihren Weg zu gehen.

 

Lydia Kaminski: Was ist das Leben? (6.000 Euro)

Am Beispiel von drei Menschen nach Diagnosen, die das Leben zum Teil bis zur völligen Bewegungslosigkeit einschränkt, reflektiert der dokumentarische Filmessay philosophische Fragen über den Wert des Lebens. Die Kamera folgt den Protagonist:innen in der Bewältigung ihres Alltags. Wir erfahren etwas über ihren Blick auf ihr Leben und auf das Leben schlechthin. Die Regisseurinnen verbinden die Gedanken der Protagonist:innen mit persönlichen Fragestellungen, die auch von geistesgeschichtlichen Zusammenhängen geprägt sind.

 

Sebastian Sgodzi: Das Meer ist der Himmel (6.000 Euro)

Leonard, den alle nur LEON nennen, arbeitet mit seinem Partner NICO für eine Frankfurter Großimmobilienbesitzerin. Tagsüber kümmern sie sich um die verpachteten Objekte im Rotlichtviertel und um die Belange der Mieter. Ohne Rücksicht auf Verluste drücken sie die Immobilienpreise. Als plötzlich Leons Großvater ELIAS, der ihn einst in Albanien aufzog im Sterben liegt, ändert sich Leons Leben schlagartig. Er reist, von seinem Onkel angetrieben nach Albanien. Der Wunsch nach der Wahrheit, die Konfrontation mit seiner Vergangenheit und seinem Geburtsland, lassen Leon nicht los. So macht er sich mit der Urne seines Großvaters auf die Reise, quer durchs Land in den Süden, um dessen Asche an Elias’ Geburtsort zu verstreuen. Auf dem Weg begegnet er den unterschiedlichsten Menschen und findet sich plötzlich in den skurrilsten Situationen wieder. Leon erfährt schließlich, dass seine Eltern einst auf einem Flüchtlingsschiff in Richtung Italien aufgebrochen sind, doch niemals dort ankamen. Das Schiff sank, hunderte starben. Zum ersten Mal und nach langer Zeit wird Leon durch diese Reise wieder etwas empfinden können. Er wird seinen Groll gegenüber seinem Großvater und dessen Familie ablegen können. Leon wird verstehen, was Familie bedeutet, wie stark Liebe ist und was das eigentliche Leben einem schenken kann.

 

Oona von Maydell: Waldeinsamkeit (7.000 Euro)

Im Zentrum der Geschichte steht die junge Frau Paulina (25), sie ist Einzelkind und rastlos Suchende. Durch den plötzlichen Tod ihrer Mutter wird die ohnehin bereits bestehende Kluft zu ihrem Vater Georg (55) unüberwindbar. Schon immer ist die Vater-Tochterbeziehung geprägt von Paulinas stetigem Kampf um Georgs Anerkennung und Liebe, ihrer Sehnsucht nach väterlicher Geborgenheit. Erst die Erkenntnis, dass sie sich von ihm lösen muss um ihr eigenes Ding durzuziehen, lässt sie erfahren, dass sie sich nicht auf ihn, sondern auf sich selbst verlassen kann.

 

Barbara Wackernagel Jacobs: Oscar Holweck – Papier ist gerissen (9.000 Euro)

Oscar Holweck ist einer der wichtigsten saarländischen Künstler, der auch international bekannt ist. Er wäre 2024 hundert Jahre alt geworden. Derzeit wird sein Werk neu entdeckt und ausgestellt, auch bisher unentdeckte Werke. Ein Werkverzeichnis wird derzeit erstellt. Wichtige Fakten, um den Künstler mit einem Film vorzustellen. Zeitzeugen wie Heinz Mack stehen zur Verfügung. Seine Bedeutung für die Kunstgeschichte, aber auch für das Saarland sollen erzählt werden, aber auch sein aktuelles Revival. Die Vorstellung wichtiger Künstler:innen ist eine wichtige Erzählung für das Saarland, die das Potential der Region sichtbar macht.

 

Walter Schmuck: Des Kaisers neue Krone (9.000 Euro)

2020 – ein Jahr das anders war! Und doch gar nicht so sehr. Einige Dinge waren in diesem Jahr deutlicher zu sehen: Ungerechtigkeiten! Leider auch Verschwörungsmythen. Ich habe mich im letzten Jahr mit Verschwörungstheorien und gesellschaftlichen Entwicklungen auseinandergesetzt. In Interviews mit Experten habe ich viele Dinge erfahren, die ich für relevant im Umgang mit Verschwörungstheorien und Menschen, die an diese glauben, halte.

 

Alison Kuhn: Herrgottscheisserchen (15.000 Euro)

Jahrelang lebt der erfolglose Theaterregisseur Roberto von den Einkünften seiner Frau. Als diese ihn schließlich gegen ein jüngeres Modell mit vollerem Deckhaar eintauscht, bleibt ihm nichts anderes übrig als einen Job anzunehmen und die geliebte Hauptstadt zu verlassen. Blöderweise besteht seine einzige Chance auf Arbeit in der Leitung einer Laientheatergruppe, irgendwo im tiefsten Schwabenland. In dem Dörfchen Winteringen leben nur noch 200 Menschen. Der letzte Supermarkt hat gerade geschlossen, die ambitionierte Jugend ist in die Städte abgewandert – zurückgeblieben ist eine skurrile und willkürlich zusammen gewürfelte Gruppe an Menschen. Nun soll die Passion Christi als bombastisches Weihnachtsevent inszeniert werden und das Dorf vor der Landflucht retten…Ist es besser, geliebt auf dem Dorf zu sein oder einsam in der Metropole?

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