Herzogin Luise - Lydia Kaminski

Von Verschwörungstheorien und mystischen Gestalten

21.01.2022

Saarland Medien fördert mit VR-Miniserie neue Wege der Filmerzählung

33 Projekte haben sich im Jahr 2021 für eine Förderung bei der Saarland Medien GmbH beworben. 11 Projekte haben es geschafft und erhalten eine Förderung von insgesamt 80.000 Euro. Dabei sind die Themen wieder vielfältig: Von Dokumentarfilmen, die sich mit der Entstehung von Verschwörungstheorien oder auch dem Leben historischer saarländischer Persönlichkeiten beschäftigen, bis hin zum Experimentalfilm, der mit abstrakten Stilmitteln sich auf die Suche nach mystischen Überlieferungen begibt, bietet der Jahrgang die komplette Bandbreite filmischer Möglichkeiten. Besonders spannend ist die Entwicklung der 360°-Miniserie „The soil of the Namib“, die die VR-Technologie als filmisches Erzählmittel nutzt und damit ein immersives Erlebnis schafft, wie es bisher eher für Videospiele typisch ist. Ruth Meyer, Geschäftsführerin der Saarland Medien GmbH, gratuliert den geförderten Projekten und betont: „Die finanzielle Förderung junger Filmemacherinnen und Filmemacher ist essenzieller Bestandteil für den Erhalt des Saarlandes als Kultur- und vor allem als Filmstandort, der sich weiterhin positiv entwickelt. Diesen Trend wollen wir in der Zukunft mit weiteren Partner:innen fortführen und ausbauen.“

Die offizielle Fördervergabe erfolgte am 21. Januar 2022 im Rahmen der 43. Ausgabe des Filmfestival Max Ophüls Preis. Aufgrund der aktuellen pandemischen Lage wurden die neuen geförderten Projekte wie auch im letzten Jahr digital vorgestellt.

Zur Vorstellung der Projekte

 


Geförderte Filmprojekte

 

Johannes Maria Schmit: „Die Hälfte des Lebens“ (5.000 Euro)

Das in den 90-er Jahren angesiedelte Drama setzt sich u.a. mit sexualisierter Gewalt im Universitätskontext und dem Leben eines frisch verheirateten bisexuellen Paares auseinander. Die Hauptfigur verwickelt sich in einen „me too“-Fall avant le lettre. Auf der Hälfte des Lebens, zwischen den Generationen balancierend, droht sie alles zu verlieren.

Walter Schmuck: „Des Kaisers neue Krone“ (12.000 Euro)

In einer Welt des stetigen Umbruchs, in der Kommunikation zu jeder Zeit an (fast) jedem Ort verfügbar ist, verlieren die Menschen Halt und Orientierung. Sie beginnen teilweise, sich Halt in Verschwörungstheorien und andersartigen Bündnissen zu suchen, wissen nicht recht, wem sie glauben sollen. „Des Kaisers neue Krone“ analysiert die Instabilität unserer Zeit und ist der Versuch einer Orientierungshilfe für alle, die sich im aktuellen Wirrwarr fragen – wem kann man noch was glauben?


Seyhan Derin-Mete: „Die (kleine) Dolmetscherin (12.000 Euro)

Ein 15-jähriges Mädchen verlässt die eigene Familie in Saarbrücken um der Verschleppung in die Türkei zu entgehen und ein freies Leben führen zu können. Mit der Unterstützung von u.a.  den europäischen Kinderschutzrechten gelingt es dem Mädchen, kein Opfer eines Ehrenmordes durch die Großfamilie zu werden. Ein grausames Schicksal von vielen Mädchen – noch heute. Fast 40 Jahre später macht sich Regisseurin Derin-Mete auf die Spurensuche durch ihre eigene Vergangenheit.

Pina Beeres: „Rosenbach Forever“ (10.000 Euro)

Ulrike Rosenbachs Karriere begann in den 70er Jahren, der Zeit des Umbruchs. Die Feministische Bewegung brach sich Bahn, und die Kunstszene gestaltete sich neu. Rosenbach war mittendrin und an der Front. Ihre Arbeiten waren in dieser Art noch nicht dagewesen. Als sie 1989 für die Professur an der Hochschule der Bildenden Künste Saar berufen wurde führte sie den Fachbereich Neue Medien ein, als erste in ganz Deutschland. Inzwischen läuft die Geschichte der Kunst-Ikone Gefahr, in Vergessenheit zu geraten. „Rosenbach Forever“ ist der Versuch, der Künstlerin ein Denkmal zu schaffen.

Klaus Gietiner: „Monumente des Krieges – Aspekte deutsch-französischer Geschichte“ (10.000 Euro)

Anhand der Kontroverse um die Austellung „Monumente des Krieges“ im Historischen Museum Saar (2021), wird die deutsch-französische bzw. saarländisch-lothringische Geschichte beleuchtet. Es sind sieben Bilder des Saarbrücker Rathauszyklus von Anton von Werner, der in heroischen Bildern die Schlacht von Spichern, den Sieg und die des Militärs bzw. Hohenzollern feiert. Zentral ist der Krieg von 1870/71, der in Spichern und Saarbrücken seinen Anfang nahm und nach der französischen Niederlage und der Annexion Elsass-Lothringens die Geschichte beider Länder maßgeblich beeinflusste. Zentrale Figur ist der einflussreiche Maler und Hochschul-Direktor von Werner und die Wirkung seiner Bilder, die im Kaiserreich, bei der Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik 1955-1957 und heute erneut eine nicht zu unterschätzende politische Rolle spielen.

Thomas Scherer: „HEIMAT KINO“ (8.000 Euro)

Protagonist Klaus begibt sich auf die Suche nach einer alten Filmrolle und taucht dabei tief in die Historie der saarländischen Kinolandschaft ein. In einer der letzten Videotheken des Saarlandes wird ihm ein Paket aus den 80-er Jahren überreicht, welches ihm eine wundersame Reise quer durch das Saarland beschert. Gemeinsam mit den Zuschauenden erlebt Klaus die saarländische Kinogeschichte neu, aus einem vielen Menschen unbekannten Blickwinkel.

Steffen C. Jürgens: „Toilettengespräche im 21. Jahrhundert“ (7.000 Euro)

Eine abstrahierte und zugespitzte Schauplatzverlagerung eines Bewerbungsgesprächs zwischen einem Bevollmächtigten und einem Menschen, der seinen Lebensweg noch nicht gefunden hat. Es geht um Demut und Demütigung, um Macht und irrationale Sehnsüchte. So porträtiert der Film nicht nur einen sehr individuellen Fall eines Bewerbungsgesprächs, sondern kann übergeordnet auch als Diskurs über das Filmemachen in Deutschland und im Allgemeinen verstanden werden.

Alina Schäfers: „The soil of the Namib“ (5.000 Euro)

„The soil of the Namib“ ist eine 360° Dokumentarfilm Mini Serie, die in Namibia angesiedelt ist und sich mit zeitgenössischer illegaler Minenarbeit im Hinblick auf die deutsche Kolonialgeschichte befasst. Die erste der in sich abgeschlossenen Folgen handelt von der ehemaligen deutschen Minenstadt Kolmanskop und eröffnet einen Einblick in eine nicht aufgearbeitete Historie deutscher Kolonialverbrechen.

Camilo Berstecher-Barrero: „Die Krankenschwestern – von Mexiko nach Saarbrücken“ (5.000 Euro)

Das Klinikum Saarbrücken wird im Frühling 2022 30 neue MitarbeiterInnen empfangen dürfen. Sie sind alle aus Mexiko und werden die anderen 15 mexikanischen KrankenpflegerInnen unterstützen. Mit einem Koffer voller Essen, Hoffnungen und Erinnerungen werden sie hier alleine ein neues Leben anfangen. Ein inspirierendes Porträt, das uns aus einem anderen Blickwinkel zum Lachen und Weinen bringen wird.

Lydia Kaminski: „Herzogin Luise von Sachsen-Coburg“ (4.000 Euro)

Der Film porträtiert die 1800 geborene Herzogin Luise von Sachsen-Coburg, welche durch ihre fortschrittlichen, emanzipierten Ansichten und auch die Milde und Güte ihres Herzens in Erinnerung blieb. Von Sachsen-Coburg ist eine deutsche Vorfahrin der Queen.

Annika Johnsson: „Skogskra“ (2.000 Euro)

Skogskra ist Experimentalfilm, Dokumentarfilm und Musikfilm. Die namensgebende Skogskra ist ein mysteriöses Wesen aus den Tiefen des nordischen Waldes. Skogskra kann als wunderschöne Frau, als Hirsch oder als Baum erscheinen. Unser Film begibt sich auf die Suche nach ihr.

 

 

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